19991 HOME DELIVERY
Der Film zeigt in einer ungeschnittenen Einstellung knappe 17 Minuten lang das Geschehen vor der McDonald’s-Filiale des Ortsteils Hadaba in Sharm El-Sheikh auf der Halbinsel Sinai. Der Film wurde zwei Tage vor den Bombenattentaten im Juli 2005 aufgezeichnet.
Die Manager der amerikanischen McDonald’s-Kette entwickelten in ihrer Verkaufsstrategie Transparenz in der Herstellungsart und Hygiene, sowie den ökonomisch effizienten, weil Absatz erhöhenden, self-service zum Markenzeichen ihres Unternehmens.
Ihre Filiale in Hadaba – untergebracht in einem unauffälligen zweistöckigen Gebäude mit geschlossenen Fensterläden – ist in dieser Hinsicht fast nicht als solche zu identifizieren. Die Fast-Food-Filiale ist versteckt und erzielt ihre Einnahmen ausschließlich über den Lieferservice home delivery, also dem Gegenteil des self-service. Das einzige Erkennungszeichen amerikanischer Esskultur ist das McDonald’s-Logo auf den Mülltonnen, aus denen sich herumstreunende Tiere bedienen, und auf den Werbeflächen der auf den Dienst-Vespas montierten Auslieferkisten.
Ein Angestellter verlässt das Haus mehrfach und kehrt wieder zurück.Ein anderer Angestellter in McDonald’s-Firmenkleidung bereitet gemächlich seine Abfahrt vor, um ein offenbar bestelltes und frisch hergestelltes Menu auszuliefern. Nach mehreren Startversuchen ist die Vespa fahrbereit. Danach poliert er seinen Helm und reinigt sein Gefährt und fährt schließlich los.
Es fällt auf, dass sich die Wege beider Angestellten mehrfach kreuzen, ohne dass sie in Blickkontakt treten.Vor dem Haus laufen ständig Tiere hin und her. Taxen, ein Touristenbus und andere Autos durchqueren das Bild. Verschiedene Passant_innen, manche davon auf dem Weg zur gegenüberliegenden Moschee, gehen vorbei. Von der gegenüber liegenden (und außerhalb des Bildes liegenden) Moschee ist ein Gebetsruf zu hören.
In der gleichnamigen Installation wird der 16 mm Film 19991 HOME DELIVERY projiziert. Unabhängig und akkustisch davon getrennt ist über einen Funkkopfhörer das etwas über 15 Minuten lange Stück „Mix“ zu hören. Die Schauspielerin Megan Gay liest 14 Minuten lang verschiedene Informationen und Anzeigen aus Touristenheften über Sharm El-Sheik vor. In der abschließenden Minute ist ein Stück des Ensembles mizmar baladi aus Ägypten zu hören. Diese Aufnahme entstand während eines Konzerts des Ensembles im Museum für Völkerkunde Berlin-Dahlem im Jahr 1977. Das Stück wurde dem „Berliner Phonogramm Archiv 1900 bis 2000“ entnommen. Als ein weiteres Element steht ein Turm aus drei übereinander gestapelten Steinen auf dem Boden des Ausstellungsraumes.
Filmprojektor (Projektionsfläche 246 x 330 cm), Umspulgerät, 2 in die Projektionswand eingelassene Lautsprecher. 16 mm Film, 16’23, Farbe, mono. 1 Turm aus jeweils 3 Feldsteinen. Größe variabel bis zu 40 x 15 x 15 cm. 1 Funkkopfhörer, 1 CD Spieler. 1 Audio CD, 15’10, stereo, gesprochen von Megan Gay, mit einem Stück des Ensembles mizmar baladi aus Ägypten.
Fotografien: 1 Farbfotografie, 18 x 24 cm (gerahmt, Ahorn, 30 x 39 cm). 1 Turm aus 3 Kalksteinen, Größe variabel bis zu 15 x 15 x 15 cm 3 Farbfotografien, davon zwei: 18 x 24 cm (gerahmt, Ahorn, 30 x 39 cm) und eine: 24 x 18 cm (39 x 30 cm). 1 Turm aus 3 roten Sandsteinen, Größe zirka 40 x 15 x 15 cm.
2005 präsentiert von conItemporary in inn.to, Schönhauser Allee 167c, Veranstaltungsraum des Clubs Transmediale.
In Zusammenarbeit mit Holger Friese.