THE RIGHT TO HAVE FREEDOM OF EXPRESSION
„Das Gesicht ist ein außerordentlich feines Instrument – soweit ich weiß, hat es hundertfünfundfünfzig Muskeln. Durch ihr Zusammenspiel läßt sich vieles verbergen; und Menschen verstecken Gefühle immer.“, schreibt Marlon Brando in Songs My Mother Taught Me, 1994.In meiner stetig wachsenden über 300-teiligen Zeichnungsserie untersuche ich Ausdrucksformen. Ausgangspunkt sind unter anderem auch Stills und Setfotos der Filme John Cassavetes‘, sowie Privataufnahmen seines Umfelds; das Gespielte und das authentisch Gefühlte überlagern einander. John Cassavetes untersucht in seinen Filmen das Miteinander. Seymor Cassel, ein langjähriger Schauspieler in Cassavetes‘ Filmen, beschreibt dies in einem Interview mit dem titelgebendem Satz, „The right to have freedom of expression“. Durch seine Arbeit erinnere J.C. die Menschen daran, dass sie wunderbare, einzigartige Wesen seien.Zeichnerisch beobachte ich den menschlichen Ausdruck. Trauer, Wut, Verzweiflung, Freude, Langeweile, Einsamkeit, zuhören, Grimassen ziehen, erklären, ausruhen, staunen, beieinander sein, sich nähern, sich distanzieren, überlegen, hoffen, misstrauisch sein, sich gemeinsam freuen, sich einig sein, Nähe haben wollen, sich blamieren, sich schämen und unendlich viele andere Gefühle finden sich in Mimik und Gestik der gezeichneten Figuren.In meinem Umfeld beobachte ich einen Rückzug dieser Ausdrucksweisen. Eine Professionalisierung bis in die kleinsten Nischen des Alltags gestattet es kaum noch Fehler zu machen, schwach zu sein, sich zu blamieren, auszuprobieren.